„Marcel ich glaube, dein Herz schafft es nicht mehr lange, und du musst dir der Tatsache bewußt sein, dass du ein Spenderherz brauchst”, hallten die Worte des Arztes noch in meinen Ohren. Ohne zu überlegen, hatte ich ja gesagt, aber was hatte ich da eigentlich gemacht?
Ich wusste nichts über die Herztransplantation, ausser, dass ein Organ von einem Spender in den Körper eines anderen Menschen gepflanzt wird. Und dies sollte bei mir gemacht werden? Hatte ich überhaupt noch die Kraft und Lust, mich operieren zu lassen? Wollte ich denn eine Transplantation, die doch bestimmte Risiken, mir vielleicht , viel zu viele, barg? Und vor allem, was brachte mir das denn? Konnte ich dann weiterleben, bis ich mal ein alter Opa sein würde? Und wenn ich davon überzeugt war, dass ich es schaffen würde, was musste ich denn da bewältigen? Wie hoch waren die Risiken, dass ich unter der Operation sterben würde? Wogen sich Pro und Contra in meinem Sinne aus?
Nach einer Herzkatheteruntersuchung, die der mir Panik bereitenden Aussage des Arztes folgte, wurde mir gesagt, ich hätte noch Zeit. Also versuchte ich alle meine Gedanken zu ordnen und auf meine Fragen Antworten zu finden. Erstens: Wenn ich diese Operation überstand, was für Medikamente müsste ich dann nehmen, oder fielen die weg? Ich erfuhr, dass ich dann Medizin bekommen würde, die ich in Zeitabständen immer pünktlich einnehmen müsste und die dafür sorgten, dass ich das Organ nicht durch Abstoßungsreaktionen verlieren würde. Dennoch ist es möglich, dass Abstoßungsreaktionen auftreten, die dann aber im Krankenhaus bekämpft werden können.
Und ich könnte dann meine Ziele so verfolgen, wie ich wollte. Zwar wäre ich nicht ganz gesund, womit ich mich abfinden kann, aber ich habe dann mehr Möglichkeiten. Und für diese Möglichkeiten muss ich eben einige Sachen in Kauf nehmen. Ich würde kein Haustier haben dürfen - schade, denn ich mag besonders Hunde. Ich würde nicht alles essen können. Da hat so mancher seine Grenzen, ich heute ja auch schon, also ist es unwichtig. Auch mit den Blumen ist es so eine Sache. Ich habe gerne viele Grünpflanzen um mich, aber der Umgang mit Blumenerde und Gartenarbeit ist dann tabu. Das macht aber nichts, denn ehrlich gesagt vergesse ich sowieso oft das Gießen der Pflanzen und Gartenarbeit, nein danke! Ich sehe mir lieber den Garten an.
Aber dafür könnte ich z. B. wieder regelmässig in die Schule gehen, schwimmen, radfahren, wandern und ... Und mir würde mit der Transplantation die Chance zuteil werden, dass ich mir meinen Berufswunsch ohne Probleme seitens der Gesundheit erfüllen könnte. Mein jetziges stark eingeschränktes Leben kann ich durch eine Herztransplantation eintauschen in ein fast uneingeschränktes, wieder erfülltes Leben.
Nachdem mir das bewusst wurde, stellte sich aber eine Frage ein, die in mir Unbehagen auslöste. Dieses Herz, das ich bekommen würde, wäre das eines anderen Menschen. War es denn gerechtfertigt, dass ich sein Herz bekomme? Wie sollte ich mit diesem Gedanken umgehen? Nach langen Überlegungen und Schwankungen bin ich davon überzeugt, dass ich das Herz eines anderen bekommen werde, der durch einen schweren Unfall sein Leben verlor und seine gesunden Organe spenden will, damit ein anderer weiterleben kann. Ich brauche keine moralischen Bedenken zu haben, denn es ist ja der Wunsch und Wille des Spenders, dem mit der Transplantation Rechnung getragen wird.
Ich weiss jetzt meinen Weg, wenn er auch nicht immer glatt gehen mag, aber ich lebe hier und jetzt; und wenn ich einmal alles erfolgreich hinter mir habe, werde ich meine Träume und Ziele erreichen. Und ich bin davon überzeugt, mit der Hilfe dieses Organs wird mich nichts davon abhalten!
Überzeugt vom Gedanken des Lebens,
bespricht man die Nachteile mit mir vergebens.
Denn mein Weg besteht im Ziel meiner Träume,
Ich weiß, dass ich viele Hürden aus dem Weg räume.
Anfangs durcheinander und zerstreut,
habe ich mich nicht mehr auf mein Ziel gefreut.
Und noch gibt es Tage an denen zweifle ich sehr,
aber auf jeden Fall überwiegen die Tage des Vorwärtskommens viel mehr.
Auch wenn mir die Gedanken einen Streich spielen,
mein Wille, meine Entschlossenheit wird schließlich siegen.
Das fühle, lebe, spüre ich,
und ich weiß man läßt mich nicht im Stich!
Also auf zum nächsten Tag,
was auch Schlechtes, Gutes passieren mag.
Im Innersten werde ich unheimlich stark
weil ich zu träumen, brüllen und lieben vermag.
Widerspruch