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Kinderherzsport Seite 3(a) von 6
Lebensqualität durch sportliche Be(s)tätigung

2. Die verschiedenen Funktionen von Sport

Sportliche Betätigung kann ganz unterschiedliche Intentionen verfolgen und entsprechend verschiedene Funktionen haben. Zu nennen wären etwa:

Dass regelmäßiges (moderates) Sporttreiben günstige Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit hat, ist unbestritten. Es gibt heute darüber hinaus eine ganze Reihe von Studien zu den seelischen Auswirkungen sportlicher Betätigung.

Alle diese Untersuchungen zeigen übereinstimmend, dass

Dabei scheinen die oben genannten Aspekte „Freizeit”, „Kommunikation” und „Erlebnisorientierung” eine größere Rolle zu spielen als der reine Trainingseffekt der sportlichen Betätigung (vgl. Mittag, 1996).

Dies gilt in noch höherem Maß für Kinder.

Natürlich gibt es hier Ausnahmen, wenn z.B. kardiopulmonale Einschränkungen oder übertriebene Ängste von Eltern/Lehrern zu einem Trainingsmangel geführt haben. Darauf werde ich noch eingehen.

Ein zweiter Grund dafür, die wahrnehmungs-, erlebnisorientierte und kommunikative Bedeutung des Sports in den Vordergrund zu stellen, liegt in Veränderungen der Bedingungen, unter denen Kinder heute aufwachsen:

* Die traditionelle „Straßenkindheit” ist auf dem Rückzug;

* der Kinderalltag ist viel stÄrker kontrolliert als früher;

* freie Bewegung („Toben”) ist oft nur noch in dafür zugelassenen Reservaten möglich;

* an die Stelle einer unmittelbaren, sinnlichen Erfahrung sind virtuelle Zugänge zur Realität getreten;

* Protagonisten aus Fernsehserien ersetzen reale Beziehungen zu Freunden und Nachbarn.

Ich will dieses Szenario nicht weiterführen. Es könnte der Eindruck entstehen, dass ich einer Haltung: „Früher war alles besser”, das Wort reden wollte. Das ist nicht der Fall. Mediengesellschaft, organisierte Kindheit und die Fragmentierung sozialer Netzwerke sind heute Realitäten, und wir leben damit recht und schlecht, so wie wir früher mit anderen Problembedingungen fertiggeworden sind.

Der entscheidende Punkt ist m.E., dass dies die Bedeutung des Sports in eine andere Richtung als die der einseitigen Körperertüchtigung verlagert: Sportliche Betätigung hat heute zunehmend auch eine soziale, psychologische und „sinnliche” Funktion! Und in dieser Funktion kann Sport tatsächlich entscheidend zur Lebensqualität von Erwachsenen und Kindern beitragen.

Die letztere Aussage ist allerdings ein bißchen kühn. Es gibt nämlich nur verschwindend wenige wissenschaftliche Untersuchungen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Kindern. Bullinger & Ravens-Sieberer (1995) fanden bei einer umfassenden Literaturrecherche zu diesem Thema nur ganz wenige Studien an Kindern (1,5 Prozent!). Kaum eine dieser Arbeiten bezog sich auf herzkranke Kinder.

Copyright, © Mai 1996 Dr. Oskar Mittag (Malente)           infobox
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