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Kinderkardiologie (Herz-Entwicklung) Seite 8 von 29

Der Embryonal-Kreislauf

Ab dem 5. Schwangerschaftsmonat kommt es durch Längenwachstum und Wachstum des Unterhautfettgewebes zur vollständigen Ausbildung des Kindes. Diese Zeit wird Fetalzeit genannt. Erkrankungen des Kindes, die zeitlich vor der Geburt des Kindes liegen (prämotale Erkrankungen), sind abhängig von Stärke und Zeitpunkt der schädigenden Einwirkung auf das werdende Kind. So können für Missbildungen und Formabweichungen der Organe in der Zeit der Organentwicklung schädigende Einwirkungen wie Umwelteinflüsse, Infektionskrankheiten (insbesondere Rötelinfektion), aber auch radioaktive Strahlen, Arzneimittel, Sauerstoffmangel, Stoffwechselerkrankungen, Alkohol und Drogenmissbrauch oder auch genetische Ursachen (Störungen der Erbanlagen) ausschlaggebend sein. Auch eine herabgesetzte Dispositionsschwelle (höhere Empfindlichkeit für gewisse Einflüsse bzw. Krankheiten), sie wird durch den ererbten Gensatz für die Veranlagung (in ihm können ein oder mehrere stärker wirkende Gene sein) bestimmt, kann die Ursache dafür sein, dass z. B. während der Herzentwicklung verschiedene Faktoren im nahen Umfeld des Embryos (eventuell seine Versorgung betreffend) Herzfehlbildungen begünstigen.

Die Nabelschnur ist die direkte Verbindung zwischen Plazenta und Blutkreislauf des Kindes. In ihr verlaufen die Nabelvene und zwei Nabelarterien. Die Nabelvene bringt sauerstoff- und nährstoffreiches Blut zum kindlichen Körper (Embryo). Die Nabelarterien führen das sauerstoff- und nährstoffarme Blut aus dem Körper des Kindes zurück.

Grafik

Die Besonderheit des embryonalen Blutkreislaufs zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sauerstoffarmes und sauerstoffreiches Blut nicht streng voneinander getrennt sind. Zunächst strömt das sauerstoff- und nährstoffreiche Blut der Nabelvene zum kindlichen Körper, wobei ein kleiner Teil über ein Verbindungsgefäß, dem die Leber versorgenden Hauptgefäß, der „Pfortader”, zugeleitet wird. Der Hauptanteil des Blutes strömt direkt in die untere Hohlvene, die sauerstoff- und nährstoffarmes Blut aus der unteren Körperregion des Kindes enthält. Ab dieser Einmündung befindet sich im Embryo nur noch Mischblut. Im weiteren Verlauf strömt das Mischblut in den rechten Herzvorhof und wird der Vorhofscheidewand zugeleitet. Die Vorhofscheidewand besitzt eine ovale Öffnung (Foramen ovale), durch die das Mischblut direkt in den linken Herzvorhof gelangt. Vom linken Vorhof fließt das Blut in die linke Herzkammer, dann in die Körperschlagader und über deren Äste zu den Organen des Kindes. Von der rechten und linken inneren Hüftschlagader des Kindes entspringt je eine Nabelarterie, die das Blut zur Plazenta zurück leitet.

Das venöse Blut der oberen Körperregion fließt über die obere Hohlvene in den rechten Herzvorhof, vermischt sich dort teilweise mit dem Mischblut der unteren Hohlvene, strömt in die rechte Herzkammer und aus ihr in die Lungenschlagader ein. Ein Teil des Blutes der Lungenschlagader fließt zur Lunge, die noch nicht als Atmungsorgan tätig ist, und versorgt sie entsprechend ihrem Nährstoffbedarf mit Blut. Der größte Teil des Blutes der Lungenschlagader fließt über den Ductus arteriosus Botalli, Verbindung zwischen Körperschlagader und Lungenschlagader, unmittelbar in die Körperschlagader ein. Die kleinere Blutmenge, fließt durch die Lungen und Lungenvenen in den linken Herzvorhof zurück.

Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der Kreisläufe vor und nach der Geburt liegt darin, dass alle Schlagadern vor der Geburt nur Mischblut führen und das Embryogewebe ebenfalls nur Mischblut erhält. Venöses Blut wird über die Pfortader in der Leber, im linken Vorhof durch die Lungenvenen, über die ovale Öffnung in der Vorhofscheidewand, im rechten Vorhof durch die obere Hohlvene und über den Ductus arteriosus beigemengt.

Die nicht entfalteten, funktionslosen Lungen des Embryo werden also vom größten Teil der Blutmenge über das Foramen ovale und über den Ductus arteriosus umgangen. Nur die Leber des Embryos wird direkt mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt. Sie ist die Hauptblutbildungsstätte des Embryos.

Copyright, © 1990 Karin Nebeling, Krankenschwester           infobox
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