Zwar erlaubt der heutige Entwicklungsstand der Ultraschalldiagnostik in bestimmten Fällen die Herzkatheteruntersuchung zunächst auf einen späteren Zeitpunkt (eventuell auch erst kurz vor dem Operationstermin) zu verschieben, in manchen Fällen sogar auf die Herzkatheteruntersuchung zu verzichten, aber bisher ist sie in den meisten Fällen, insbesondere bei komplexen Herzfehlern, nicht ausreichend.
Eine differenzierte Befunderhebung über die Anlage und Struktur der Herzvorhöfe, Herzkammern, Herz- und Gefäßklappen, der großen Gefäße und der Herzfunktion (Hämodynamik) ist notwendig für die Beurteilung des bestehenden Herzfehlers, sowie für die Entscheidungen zu dessen medikamentöser und/oder operativer Behandlung.
Die Herzkatheteruntersuchung ist eine invasive Untersuchung und erfordert ein Herzkatheterlabor mit hohem technischen Standard. Neben dem beweglichen Untersuchungstisch, mit dem das Kind unter dem Röntgenbildschirm bedarfsgerecht bewegt werden kann, ist die Rötgenfilmeinrichtung zur Verlaufskontrolle des Katheters, sowie zur Erstellung des Herzkatheterfilms genauso unverzichtbarer Ausrüstungsgegenstand, wie die EKG-Einrichtung zur Überwachung der Herz-Kreislauf-Funktionen während der gesamten Untersuchung und alle notwendigen Geräte/Medikamente für den - wenn auch seltenen - Notfall einer gestörten Herz-Kreislauf-Funktion.
Herzkatheter sind dünne Kunststoffschläuche. Sie gibt es in verschiedenen Längen und Dicken mit unterschiedlichem Lumen. Sie sind biegsam und weich. Sie haben eine ähnlich einem Schweineschwanz geringelte, oder gerade Spitze. Sie können ferner auch mit einem Ballon an der Spitze ausgerüstet sein. Sie sind so konstruiert, sodass sie sich durch die Bewegung des Katheterendes vom Untersucher in die gewünschte Position dirigieren lassen, aber dennoch durch sie Verletzungen kaum möglich sind.
Hochempfindliche Meßgeräte, die mit dem Katheter verbunden werden können, vermitteln die genauen Blutdruckverhältnisse, sowie den Sauerstoffsättigungsgrad in den einzelnen Herz- und Gefäßabschnitten, und lassen eine Beurteilung des bestehenden Herzleistungsvermögens zu.
Jodhaltige Kontrastmittel, mit dessen Hilfe die Herzhöhlen und Gefäße am Rötgenbildschirm besser sichtbar werden, können über den Herzkatheter eingespritzt werden. Verengungen in den Gefäßen, Veränderungen an den Herz- und Gefäßklappen, sowie die Anlagebedingungen und Strukturen der Herzvorhöfe, Herzkammern und der großen Gefäße werden dadurch genau erkenn- und beurteilbar.
Vor jeder Herzkatheteruntersuchung wird ein aufklärendes Gespräch mit dem betreuenden Arzt stattfinden. Die Eltern dokumentieren dann mit ihrer Unterschrift am Aufklärungsbogen dieses Gespräch. Es ist nicht nur eine rechtliche Absicherung für den Arzt, sondern auch er ist an aufgeklärten Eltern interessiert, können sie doch dementsprechend beruhigter dem Eingriff bei ihrem Kind entgegen sehen und dadurch ihrem Kind Ängste abbauen helfen. Intensive Befragungen brauchen also nicht gescheut werden. Bekannte Risikofaktoren, wie z. B. Allergien müssen dem Arzt mitgeteilt werden.
Kleine Kinder werden in eine leichte Narkose während des Eingriffs versetzt. Große Kinder und Jugendliche, die dem Eingriff schon gefasster und ruhiger entgegen sehen, erhalten lediglich ein Beruhigungsmittel, denn der Eingriff selbst ist schmerzfrei und wird gelegentlich nur als unangenehm empfunden. Allerdings kann auch bei größeren Kindern eine leichte Narkose nötig werden, weil bestimmte Fragestellungen dies erfordern oder von ihnen nicht erwartet werden kann, dass sie mindestens eine Stunde (die Untersuchung kann unter Umständen viel länger dauern) still liegen können.
Am Untersuchungstag muss vor dem Eingriff auf jegliche Nahrungsaufnahme (auch Getränke!) verzichtet werden, um dem Auftreten von Übelkeit oder sogar Erbrechen während des Eingriffs (dies kann noch weitere Komplikationen begünstigen oder hervorrufen) entgegen zu wirken.
Nach einer gründlichen, großflächigen Hautdesinfektion im Bereich der Einstichstelle, wird das entsprechende Haut- und Muskelgewebe durch Einspritzung eines Betäubungsmittels (wenn keine Narkose erforderlich) örtlich betäubt. Nicht immer muss zur Erreichung des Gefäßes ein kleiner Hautschnitt gesetzt werden, um das Gefäß frei zu legen und den Katheter einbringen zu können. Oft gelingt es über die Haut bis in das Gefäß eine Hohlnadel einzubringen, über die dann ein dünner Führungsdraht in das Gefäß vorgeschoben und mit dessen Hilfe anschließend der Katheter manövriert wird.
Nun muss der Arzt den Katheter in die verschiedenen Herz- und Gefäßabschnitte, durch Herz- und Gefäßklappen, sowie möglicherweise vorbei an bestehenden Verengungen manipulieren. Zu der ohnehin schwierigen Katheterführung von außen - lediglich unter Rötgenbildschirmsicht - kommen bestehende Fehlbildungen erschwerend hinzu.
Aus den verschiedenen Herz- und Gefäßabschnitten werden Blutproben zur Bestimmung des Sauerstoff- und Kohlendioxydgehaltes entnommen. Der Blutdruck wird in den einzelnen Herz- und Gefäßbereichen gemessen. Kontrastmittel wird zur Darstellung der Anlagebedingungen von Herz und Gefäßen und zur Veranschaulichung der Strömungsverhältnisse des Blutes in den Herzhöhlen und durch die Herzklappen, sowie die angrenzenden großen Gefäße, eingespritzt.
Im Herzkatheterfilm werden alle sichtbaren Befunde aufgenommen, sowie im Herzkatheterbericht die Werte und der Untersuchungsablauf dokumentiert. So kann alles später ganz differenziert ausgewertet und gegebenenfalls mit den Herzchirurgen besprochen werden.
Direkt nach dem Entfernen des Katheterbestecks wird auf die Einstichstelle zunächst ein starker Druck ausgeübt um die Blutungsneigung zu unterbinden, anschließend ein Pflasterdruckverband (kleine Kinder) oder ein fester Druckverband mit breiten Binden (große Kindern) für bis zu 24 Stunden angelegt. In dieser Zeit muss das Kind möglichst ruhig liegend im Bett verbleiben. Die Herz-Kreislauf-Funktionen werden für einige Stunden engmaschig überwacht und Druckverband sowie Fußpulse, zum Ausschluss von Nachblutungen bzw. Durchblutungsstörungen der Beine, mehrfach kontrolliert.
Die Entwicklung neuer Materialien mit immer besseren Eigenschaften trägt dazu bei, dass zunehmend Herzkatheteruntersuchungen, Stent-Implantationen, und Ballon-Dilatationen (ab jungen Erwachsnenealter) über eine Armarterie (Arteria radialis am Handgelenk) durchgeführt werden können. Die Bewegungseinschränkung und strenge Bettruhe nach der Untersuchung, wie beim Zugang über ein Gefäß in der Leiste, entfällt.
Diese Untersuchung wird mit einem Katheter, an dessen Spitze sich ein kleiner Ballon befindet, durchgeführt. Dabei führt der Untersucher den Katheter über eine Vene des rechten Armes oder der rechten Leiste ein. Hat die Katheterspitze die obere oder untere Hohlvene erreicht wird der Ballon gefüllt. Dadurch schwimmt der Katheter mit dem Blutstrom in das rechte Herz. Oft wird eine Einschwemm-Katheteruntersuchung bei großen Kindern und Jugendlichen in Verbindung mit einem Belastungstest (im Liegen muss z. B. eine Fahrradkurbel getreten werden) durchgeführt.
Widerspruch